Was mir der Tod, meine Trauer gezeigt hat und wofür ich dankbar bin
Es gibt so viel, was der Tod und meine Trauer mir gezeigt haben und wofür ich dankbar bin!
Es wäre eine lange, lange Liste und so einige, für mich gefühlt wichtigsten Aspekte, sind für mich Liebe und Dankbarkeit.
Liebe, die sich anders und freier anfühlt, die mich durchdringt und umhüllt und aus mir strahlt. „Wie kannst du nur so freudig dreinschauen, wo deine Tochter nicht mehr lebt“ sagte mir eine Bekannte, die ich an einem Markt traf, und da ich heiße Pommes hatte und nur warm etwas essen kann, sprach ich über einiges, während ich aß.
Es ist eine Liebe, die ich heute mit meinen Kindern, meinem Mann und meinen Enkeln fühle. Liebe, die so freudig in jedes kleine Winkelchen kriecht und auf besonders anmutige Weise auf dem Tisch, dem Sofa, jedem Stuhl und an der Haustüre ihren Geruch verströmt. Es ist ein weiches, wärmendes, leichtes und friedvolles Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit, von Freude, Frohsinn und Leichtigkeit. Mit meinen Kindern ist es mir am stärksten aufgefallen, da sie in vielerlei Hinsicht enorm viel anders machen als ich es tat, als sie selbst Kinder waren. Und es geht dabei nicht um Äußerlichkeiten, belanglose Nebensächlichkeiten, sondern um Werte, Lebenseinstellungen, Tugenden, Ethik und Weltanschauung und dergleichen. Meine Liebe ist mit einer viel größeren Geduld, Wertschätzung, Respekt, Sanftmut und Großmut wertschätzender geworden.
Liebe spüre ich tief in jeder Faser, sobald ich in der Natur bin und mich so geborgen und aufgehoben, begleitet, angenommen und mit einbezogen fühle, dass ich es manchmal gar nicht glauben kann, wie so etwas möglich ist. Es fühlt sich oft unreal, mystisch an, als würde ich mit diesem oder jenem förmlich verschmelzen.
Es sind vielerlei kleine Dinge, an denen ich meine Veränderung wahrnehme, wie das Licht am Morgen, bevor ich die Augen öffne und ich weiß und spüre, es wird ein lichtvoller, sonniger Tag.
Dann ist es die Dankbarkeit um meine Zeit, die ich mir nehme, die ich im Grunde immer hatte, doch reichlich war mein Tag gefüllt, dass ich manchmal nicht wusste, wo mir der Kopf stand. Heute schaue ich auf einen Tag zurück und sehe, wie viel ich geleistet und getan oder bewusst nicht getätigt habe und spüre staunende Verwunderung, da ich doch so langsam geworden bin, seit dem Tod von Leonie und Simon.
Es sind die stillen Momente am Tag und auch in der Nacht, wenn ich denke, ich sei schon bereit für einen neuen Tag und es erst 3:40 Uhr ist. Dann überlege ich mir, ob ich mich aufsetze, um bewusst still zu sein oder mich nochmal in einen neuen Traum hineinsinken lasse. Es sind vor allem die Träume in den frühen Morgenstunden, die mich beschenken, die oft aus einem Wirrwarr bestehen, von etwas aus meinem alltäglichen Leben, doch ebenso dem Lebendigen aus der Geistigen Welt; ein Singen, Klingen, Raunen und Wissen dahinter, dass es sich um diese andere Welt handelt, weil alles viel intensiver bunt und leuchtender scheint, doch in mir so klar auf einer telepathischen Ebene.
Mein tägliches Schreiben gehört zu den Geschenken, das Reflektieren meines Lebens und die Beschäftigung mit meiner Seele und meinen Gaben, den Göttlichen Tugenden, denen wir auf die Spur zu kommen versuchen.
Der Tod hat mir auch gezeigt, dass für mich inzwischen das Leben selbst ein Mysterium ist, und nicht der Tod oder das Sterben.
Der Tod ist für mich das, was mich wirklich interessiert. Der Tod und das, was Tod und Sterben mit mir und uns als Menschen macht, das Drumherum. Tod geschieht ständig und unablässig, in verschiedensten Arten und Weisen. Ich lese und höre hier und da von Müttern und Eltern, die ihr Kind verloren haben, was sie darüber mitteilen, über das was sie tröstet und was für Erfahrungen sie machen mussten, die Trost und Mitgefühl zu einer Fremdheit werden ließen. Denn Abkehr, Vermeidung und sogar Angriff wurden auf breiter Ebene erlebt.
Was mich stärkt und aufrichtet, sind die Verbindungen, Gespräche, Kommunikation, der Austausch über das, was wir lieben und vermissen. Es ist doch wichtig, weiter über genau diese Kinder oder diese Liebsten zu sprechen, ihre Namen zu nennen und Bilder anzuschauen, die nicht mehr irdisch hier sind. Für andere hat das immer weniger Bedeutung, doch für mich selbst und andere Betroffene, ist es das, was unsere Tage mit einer wundersamen Energie füllt, die im Leben vorher gar nicht vorhanden war. Der Tod, der uns das Leben, die Liebe, die Gnade und Wunder ins Bewusstsein bringt.