Synchronizität im Kontakt knüpfen mit anderen Mamas

 

Es ist ein Geschenk für mich, dass ich immer wieder neu von Mamas angeschrieben werde, die ein Kind verloren haben.
Inzwischen frage ich mich nicht mehr, wie diese Synchronizität, diese Synergie an Verbindung möglich ist. Es geschieht. Weil es so sein soll.

 

Dieses miteinander teilen und austauschen von Gedanken, Erfahrenem, von individuellem Schmerz, Erinnerungen, verlorener Zukunft, von Nähe, Vertrautheit, Dankbarkeit und purem Leben, ist ein Segen.

 

Gerade sind es zwei Mamas, mit denen ich schreibe, spreche und ihnen antworte. Einer Mama, die erst vor drei Wochen ihren 12-jährigen Sohn verloren hat, eine andere Mama, deren mittlerer Sohn durch einen Unfall vor knapp zwei Jahren in die Geistige Welt ging.  

 

Manchmal weiß ich wenig über die Umstände, wie diese Kinder gestorben sind. Dann frage ich direkt und weiß, dass es o.k. ist, danach zu fragen und es wissen zu wollen. Es schafft dies Intimität, die unter „fremden“ Menschen nicht oft möglich scheint.

 

Natürlich interessiert mich alles, was andere Familien, vor allem Mamas, mit dem Tod ihrer Kinder erlebt haben und erleben, wie sie fühlten und fühlen, wie es weiter geht, wie andere im Umfeld damit umgingen und nach einer Weile Abstand halten oder mit dabeibleiben. Wie Geschwister und nahe Menschen mit dem Kindestod umgehen, ob weiter über die Toten gesprochen wird und in welcher Weise getrauert werden darf.

 

Meine ganz eigene Geschichte davon, wie ich getrauert habe und wie sich meine Trauer verändert hat, steht in meinem Buch „Lichtvoll Trauern ~ Wie Liebe über Zeit und Raum gelingt“, in dem die ersten zweieinhalb Jahre in Tagebuch-Texten beschrieben sind. Ich schreibe weiter meine Blogs auf meiner Homepage, je nachdem, wie ich dazu komme, neben meinem ganz „normalen“ Leben.

 

Was ist ein „normales“ Leben?

 

Es war noch nie so alltäglich, wie ich es bei anderen Menschen, Familien, erlebt und gesehen habe. Es war immer unterschiedlich intensiv, wild, bunt, hoch und tief und weit … niemals eng.

 

Eng wurde mein Brustkorb auf der Matte, vor dem großen Bild von Leonie im Kornfeld, eines, was sie einige Wochen vor ihrem Tod für ihre Bachelorarbeit hat drucken lassen, für die Abschluss-Ausstellung an der Uni. Es ist auch in dem kleinen, leinengebundenen Buch, was sie drei Mal hat drucken lassen. Eines davon war, mit ihrer Widmung, für uns als Eltern. Sie überreichte es uns freudestrahlend und erleichtert in Alfter an der anthroposophischen Hochschule, wo wir das Wochenende mit all den Abschluss-StudentInnen verbrachten. Das war drei Wochen vor ihrem Tod. So viel Erlebtes und Bilder, innerlich natürlich und auf dem PC, eines davon war in der Todesanzeige von Simon und Leonie, die die Jungs mit ihren Freundinnen komplett selbst gestalteten.

 

Nun, da, vor diesem ganz außergewöhnlichen Bild, wo sie so wesensgetreu im Kornfeld kniet, mit bemaltem Gesicht und geschlossenen Augen, nackt, mit einer Feder und ihrem ganz speziellen Lächeln auf den Lippen…… da auf meiner Matte morgens, wenn ich in die Knie ging und es eng wurde und furchterregend weh tat, mein Herz, mein Brustkorb, so eng, so wenig Platz für das Leben, das war tatsächlich enger als eng, bis es sich irgendwann löste, diese Enge, weil ich es durch und durch fühlte und fühlen wollte. Kein Mantra, keine Atemtechnik, keine Übung oder sonst etwas, um mich auszutricksen, um meinen Schmerz weghaben zu wollen. Ich wollte ALLES fühlen, weil es meine Natur ist, mein tiefes Ur-Wissen, dass ich niemals etwas wegschieben kann, was da ist.

 

Nichts so Gewaltiges. Essenzielles. Präsentes. Wie geht das, das wegschieben, wegatmen, weg, weg, weg???

 

Ich weiß es nicht, weil ich mich ausschließlich damit beschäftigt habe, wie es geht, es zu fühlen, alles zu fühlen. Jede Facette des Schmerzes, der Sehnsucht, des Hier & Jetzt, was so stark war, so zerbrechend, zerreißend und stechend und in manchen Momenten kaum zum Aushalten war. Doch in mir war und ist diese Weisheit, die nicht von dieser Welt zu sein scheint, dass es niemals zu viel, zu stark für mich sein wird, da ich durch alles durchgehen werde.

 

WIE, das weiß ich oftmals nicht.

 

Doch dass ich es schaffe und dass es weitergehen wird, dass weiß ich, dies trage ich als Urvertrauen in mir. Es ist nichts anerzogenes, denn ich bin mit völlig verunsichernden und mich zutiefst demütigenden Überzeugungen aufgewachsen. Es ist etwas viel Tieferes, was ich als Gnade mit in dieses Leben gebracht habe. Ich bin als Seele, die mit viel schmerzvollem Er-Leben konfrontiert wurde, immer wieder verwandelt, geheilt worden, habe ungezählte Male Wunder erfahren und bin von überirdischer Liebe durchdrungen worden.

 

Auch als wir von Leonies und Simons Tod erfahren haben, war dieses eingehüllt und durchdrungen werden von unfassbarer Liebe ganz stark spürbar.

 

Ich glaube, das, was uns beruhigt, still und friedlich werden lässt, im Inneren und im Äußeren, nichts mit dem Erlebten selbst zu tun hat. Nichts mit dem erfahrenen Tod unseres Kindes, nichts mit den Geburten, die so tief und innig in uns Liebe entzünden konnten, oder die Sterbebegleitung von Freunden, die von überirdischer Liebe begleitet wurde, nichts mit der großen Liebe, die wir in unserem Partner finden durften (was ja selbst schon ein Wunder ist, dass wir auf einem Planeten Erde, mit siebeneinhalb Milliarden Menschen jemanden finden, zu dem wir uns zugehörig fühlen) …. Es ist auch nicht das irrsinnige Privileg ein Bett zu haben, sauberes Wasser und gute Nahrung kaufen zu können (ich habe in Indien und anderen Ländern so arme Wesen gesehen, die glücklich schienen).

 

Es ist Gnade, Frieden und Glück in bestimmten Momenten zu empfinden, sie im ganzen Körper zu erfahren. Die ersten Buschwindröschen im hellen Grün des Waldes, durch das die Sonnenstrahlen leuchten … es ist nicht nur dieses atemberaubend schöne Bild, dieses atmen der Frische des Frühlings, es ist eine Ganzkörpererfahrung, die mich die Welt in mir und im Außen einsaugen lässt, als würde jeder Wirbel diese Schönheit schon lange kennen und sich erinnern, diesen goldenen Amrita durch jede meiner Zellen tropfen lassen.

 

Nein, beziehungsweise Ja, das hält nicht lange an, dieses Staunen ohne bewusst zu staunen, dieses Sein in einem kurzen Moment des Nichts und Alles.

 

Und dann ist da wieder dieses Sehnen nach der Zukunft unserer Kinder, die nicht mehr in dieser Welt sind. Was wäre jetzt mit ihnen, wo und wie würden sie sein und leben, wie lachen, klettern, springen, lernen, lieben ….? Das gibt es nicht mehr, das hat an diesem ganz besonderen Tag, in dieser ganz besonderen Minute, Sekunde aufgehört. Die Existenz des Lebens dieser menschlichen Körper, die wir gekannt und geliebt haben. Die von uns Mamas empfangen, ausgetragen, genährt und in diese Zeitfalte geboren wurden.

 

Und ja, ich habe oft mit dem Gedanken gespielt, was wäre, wenn … sie nicht mehr lebend wieder kommen? Wie, große Göttin, wie werde ich damit umgehen?

 

Der Schock bei den meisten Eltern, deren Kind plötzlich und unerwartet stirbt, hat gewiss mit der Tatsache zu tun, dass wir die Empfindsamkeit des physischen Körpers oft nicht in unserem Bewusstsein tragen. Sogar Eltern mit einem sehr kranken Kind, möchten sich ungern mit der Tatsache des Todes auseinandersetzen. Das Hoffen wird nie aufhören. Da hält man sich an jeden Moment Leben, an jeden neuen Tag, an jede überlebte Nacht, auch wenn es noch so anstrengend und aussichtslos zu sein scheint.

 

Das kann ich gut verstehen und nachvollziehen.

 

Ich selbst lebte bei unserem Jüngsten eineinhalb Jahre in diesem Hoffen und Bangen, und wir wussten nicht mal, weshalb unser Kind so krank ist. Nach 9 Monaten der unendlichen Anspannung, mein Kind festhalten zu wollen, es nicht verlieren zu wollen, dieser Moment der Erkenntnis, der mein Leben damals tatsächlich völlig veränderte. Es war nicht mal ein gewollter Akt, den ich durch irgendetwas angestoßen hatte oder die Erhörung meines endlosen Flehens. Es war dieser Moment, in dem mir von meinem Körper, nicht mal von einem Gedanken aus hervorgerufen, klar wurde, dass ich als dieser Mensch, als diese besorgte, verzweifelte Mama, die ihr Kind stundenlang tagsüber und auch nachts am Bauch trug, oft durch verschlungene Wege in der Natur, mit nichts festalten könnte, mein Kind nicht am Leben erhalten könnte. Wie das überhaupt möglich sei, dass ich überhaupt so etwas denken könnte.

 

Es war ein Moment beim Gehen, auf den Klosterberg, allein mit meinem Baby, die drei anderen spielten zu Hause und beruhigten mich immer, dass ich mit Noah doch rausgehen könnte, sie seien lieb und würden spielen. Draußen hörten seine Nierenkoliken schnell auf und er schlief. Es gab dann dieses Mantra in meinem Kopf und meinem Körper „Dein Wille geschehe“. Ich konnte teilweise nichts mehr anderes denken, es füllte mich vollständig aus. Göttinnen-Wille geschehe, Gottes-Wille geschehe. Göttin ist für mich der Inbegriff von unermesslicher, endloser Liebe, was die gesamte Schöpfung durchdringt, in der wir als Menschheit auf einem Mini-Planeten ein winziger Bruchteil an Liebe sind, die durch das Göttinnen-Bewusstsein aus Gnade zur Form wurde und wieder formlos werden wird.

 

Nun, seit dieser Erfahrung mit meinem jüngsten Sohn vor gut 24 Jahren, bin ich eine andere, habe ich ein anderes Bewusstsein als zuvor. Ich bin mir bewusst, dass ich im Grunde nichts in der Hand habe. Und mein Mitgefühl mit Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie selbst alles in der Hand hätten, ist unbeschreiblich groß. Sie machen sich dadurch das Leben zur Hölle. Wie schwer muss es sein zu denken, dass ich alles selbst bestimme, was in meinem Leben geschieht? Das jeder Fehler meine „Schuld“ sei, dass jede gescheiterte Beziehung einfach nicht hätte sein dürfen, dass jeder Hungernde eben Pech hat, dass Menschen, die an eine Geistige Macht glauben, arme Würmer sind, dass Beten vertane Zeit ist, dass Tod ein schwerer Schicksalsschlag ist und ein Fehler von irgendetwas oder von irgendwem.

 

Für mich ist das Leben eine Gabe, eine ungeahnte Möglichkeit das Beste zu geben und für vieles dankbar zu sein, weil es eben nicht selbstverständlich ist, gesund zu sein, Nahrung, Kleidung, eine Wohnstätte, Garten und Freunde zu haben und lieben zu dürfen.

 

Es ist ein Geschenk. Und für mich ist es ebenso ein Geschenk, dass es meine Tochter gab in meinem, in unserem Leben, diese 23 Jahre an Vielfalt und unendlich viel Gutem und Schönem, Lebendigkeit und Freude, vor allem Liebe. Die Liebe ist definitiv viel mächtiger und größer geworden. Deswegen weiß ich auch, dass ihr Tod ein Geschenk an uns ist.

 

Meine Beschäftigung mit der Geistigen Welt hilft mir immer wieder zu erkennen, wie göttlich all das ist in diesem Leben. Mein Leben, mein Lernen, meine Freude, das Gute und Schöne zu erfahren, mit Schmerz und Trauer umzugehen, das als meine Gnade zu erkennen und zu empfinden. Es macht mich leicht, es macht mich frei und weich. Trotz dem es manchmal hart und schmerzvoll und maßlos traurig erscheint. Oh ja, das ist es in vielerlei Momenten auch, traurig und voll des Schmerzes, des Sehnens und das Wissen, dass sie niemals mehr hier neben mir stehen und lachen wird oder ihren Duft einatme, ihre Haut, ihre ganz eigene, feine Aura. Es sind andere Ebenen, in denen ich sie sehe, sogar rieche und wahrnehme. Das ist ein großer und außergewöhnlicher Segen, was ich jeder Mama, jedem Vater, jedem der noch lebenden Geschwister von Herzen wünsche.

 

Eine Mama wollte wissen, was mir geholfen hat, wenn ich ganz besonders traurig war. Ich war gerade nicht in der Lage dazu.

 

Ich hatte vor einigen Monaten ganz euphorisch mein Lichtvoll Trauern – Praxisbuch begonnen, ich wusste so viel, was auf den verschiedenen Ebenen für andere Trauernde hilfreich sein könnte. Dann kam von einer Mutter, deren Buch ich gelesen habe, über den Tod ihres Sohnes und ihr Umgang damit, dass sie an meinem Lichtvoll Trauern ~ Wie Liebe über Zeit & Raum gelingt-Buch kein Interesse hat, doch sich auf das Lichtvoll Trauern - Praxisbuch freuen würde, wenn es das gäbe. Ich fühlte mich etwas getroffen, weil ich dachte: ‘Aha, also hört das Interesse an den Erfahrungen anderer Mütter/Menschen nach 10 Jahren auf und man interessiert sich nur noch für Ratgeber?‘ Und im gleichen Moment fühlte ich, wie anmaßend es sei, ein Ratgeber-Sachbuch zu verfassen, mit Tipps und Ratschlägen für andere Betroffene. Als ob ich wüsste, wie andere besser durch ihre Trauer kommen könnten, mit meinen gesammelten Erfahrungen auf körperlicher, geistiger, emotionaler und seelischer Ebene. Ich hatte ein ganz seltsam schäbiges Gefühl in mir. Und seitdem liegt es unangetastet.

 

Ich habe viel für mich ausprobiert, ich bin seit 48 Jahren praktizierende Yogini, was bedeutet, dass Yoga sich auf alle Bereiche unseres Lebens, des Fühlens, Denkens und Handelns auswirkt und Yoga eine Lebenshaltung ist, weniger eine bewusste Gymnastik.

 

Mein Erfahrungsschatz mit Blüten-Essenzen, Pflanzen-Urtinkturen, der Spagyrik und Homöopathie, den ätherischen Ölen ist immens, und doch ist in mir dieses große Fragezeichen, was ich anderen an die Hand geben kann? Ist es nicht so individuell wie jeder Mensch einzigartig ist? Wenn ich eine Essenz mische, dann wird es diese Essenz nur ein einziges Mal geben, nämlich für diese ganz spezielle Person, mit ihren ganz individuellen Befindlichkeiten, Bedürfnissen und dieser ganz zarten einzigartigen Seele in ihrer augenblicklichen Not.

 

Also, das, was mir geholfen hat, wird sich in keinem Buch manifestieren können. Ich habe schon vor Leonies Tod eine Essenz gezaubert die heißt „Trauern überwinden & Neubeginn“, die aus vielerlei Blüten-, Edelstein-, Umwelt-Essenzen bestehlt, die in eine Mischung aus Rein-Hydrolaten getropft werden und mit ausgewählten ätherischen Ölen vervollständigt wird. Und je nach dem, für wen diese Essenz sein wird, mische ich individuell immer noch dies und das hinzu. Es sind herrlich, himmlisch duftende Aura-Sprays, die jederzeit über den Körper, den Schlafplatz, in den Wohnraum gesprüht werden können.

 

Und ja, da ich an der Quelle von Tausenden von kleinen Fläschchen bin, habe ich mir immer wieder neue Sprays gezaubert und tue es immer noch, sobald ich spüre, dass ich etwas anderes brauche. Selbst die Herstellung ist ein außergewöhnlich, heiliger Prozess.