18. Oktober 2020
Es ist Herbst.
Mit Frühnebel, bunten Blättern, feuchter Erde, dem Geruch von Pilzen im Wald, kaltem Wind und früher Dämmerung.
Heute morgen beim Erwachen sah ich das lebendige Bild von wunderschönen Pferden. Ich kenne diese Pferde von Fotos einer Licht-Kriegerin, die ich seit einigen Jahren über ein Netzwerk kenne und bewundere.
Leonie und ich haben uns beide ihre Texte, Fotos, Lebensgeschichten angesehen, unabhängig voneinander, doch ab und an mit einem Austausch oder unseren Kommentaren unter ihren berührenden Beiträgen. Diese Sternen-Kriegerin nahm ebenso oft Anteil an meiner Geschichte mit Leonie nach ihrem Tod.
Ja, und heute morgen sah ich diese lebendigen, majestätischen, freien Tiere, ich roch sie sogar.
Es war, als stünde ich direkt an einem Platz in der Natur, die rau, ursprünglich, mit Wind, Klippen, Wellen, den feinsten Kräutern auf der fruchtbare Erde, die genau hier für diese Pferde zu wachsen scheinen.
Ich war in mir selbst präsent, still, innerlich voller Glück und einem Gefühl von seltsamer Verbundenheit.
Dennoch rollten Tränen aus meinen noch geschlossenen Augen.
Auch ein Pferdebild von Leonie, was ich mir gestern länger anschaute mischte sich in diesen Wachtraum und das Gespür ihrer Nähe und Präsenz wurde mir deutlich.
Ich denke an das Nachwort meines Buches, was bald fertig korrigiert sein wird, nach vielen Monaten, in denen ich überaus geduldig mit den Rhythmen meiner Lektorin ging.
Manchmal kam eine ganze Woche nichts. Das kündigte sie vorher jedes mal an, wenn sie viel Arbeit hatte in ihrem Job, Urlaub, Besuche, ihr neuer, spiritueller Weg.
In mir seufzte es dann, doch war weder Wut noch ein innerer Antreiber zu spüren, sondern dieses ES IST GUT WIE ES IST.
Ich hatte mir erfolgreich selbst versprochen, das ich das, was ich mit dem Roadstories-Projekt und der Buch-Bearbeitung erlebte, nicht noch einmal zu durchleben.
Ich habe weder jemandem etwas versprochen, noch gab es Geldspenden für die Veröffentlichung.
Es gab nur die Lektorin, mich und dieses Buch mit den Texten der letzten drei Jahre und den Fotos.
Sie hat sich von Beginn meiner Anfrage richtig ehrlich gefreut und, auch wenn es mehr Arbeit war als vermutet, hat sie grundsätzlich voll Enthusiasmus und empathischer Bewegung an den Texten gearbeitet.
Bei ihr floss parallel ein spannender Prozess mit ein, das Finden ihres Gurus. Mit Satsang (Begegnung/Segnung mit dem Meister), Sangha (Verbund spirituell Interessierter), Sadhana (Praktizieren spiritueller Übungen) und dem Erproben was es bedeutet, sich ernsthaft auf das Göttliche einzulassen; mit Bhakti (Hingabe), Prema (bedingungsloser Liebe), Seva (dem Weg selbstlos zu dienen).
Sie fand in meinen Texten immer wieder Sätze, die genau das beschrieben, über was ihr Guru im Satsang gesprochen hatte. Sie konnte diese Synchronizität manchmal kaum fassen.
Manchmal beantwortete ich ihr Fragen, die ich mir vor 20, sogar vor 40 Jahren, selbst gestellt hatte.
Vielleicht stellt sich jeder Mensch irgend wann essenzielle Fragen nach dem Sinn, der Seele, dem Kern unseres Seins. Sobald sich das Wabern im Unbewussten in einen kosmischen Witz verwandelt und wir aus Oberflächlichkeiten und Gewohnten tiefer und tiefer tauchen, sogar wenn es gefährlich wird und unser Ego um allen Verlust bangt.
Wir werden dabei definitiv einiges schmerzhaft verlieren, was uns lieb und vertraut scheint, was uns Gemütlichkeit vortäuscht und uns weismachen will, dass wir doch zufrieden sein sollten, mit dem was wir alles „haben“.
Nein, es ist eine Illusion, Maya heißt es im Sanskrit, zu glauben, dass das Leben, Glück, Frieden in einem vor sich hinplätschernd Alltäglichen aus Geldverdienen, Terminen, Erfolg, eigenem Grundstück, angepassten Kindern und ein paar Freunden besteht. Das ist die äußere Fassade eines Spiels, was wir „normales Leben“ nennen.
Es geht jedoch um Größeres, Weiteres, Tiefsinnigeres - es geht nicht mal um Gott, der sich durch verschiedene Religionen als Herrscher, Gebieter, Herr über Alles und Jeden in unser Leben drängt, um durch Gebote und einen schmalen Weg mit Richtig und Falsch bis zu unserem letzten Atemzug führen wird.
Es geht meines Erachtens darum zu erkennen, wie sich unser Leben in eine endlose Fülle an Möglichkeiten verwandelt und uns erkennen lässt, dass wir es selbst sind, die das Licht mit jedem Atemzug, jedem Schritt, in die Welt bringen und eine unermessliche Liebe in die Welt von Zweifeln und Enge manifestieren, allein, weil wir großartige, göttliche Seelen sind in diesem kleinen, beengten, sehr empfindlichen Menschenkörper.
Das wir in jeder Faser „wissen“, wie weise, mächtig und zauberhaft wir sind und was wir durch diese Erkenntnis alles erschaffen und verändern können.
In uns selbst, in kleinen Kreisen, wo auch immer wir sind.
Ich glaube, dass mein Buch im Grunde keine andere Absicht hat, als diese Erkenntnis zu äußern. Und wenn es um Tod und Trauer geht, d.h. als Mensch besonders schmerzvolle Prozesse zu durchlaufen, ist die Sicht auf das viel Bedeutendere, was wir im Leben SIND und in der Welt bewirken können, ein Hauch Ewigkeit in unserer Schöpfung.
Ich habe keine Ahnung wie es sein wird, was Menschen mit dem, was sie darin lesen tun, wie sie darüber denken und fühlen. Doch ich weiß, dass wir bis zu unserem letzten Ausatmen alle Chancen haben, uns selbst näher zu kommen, diesem wahrhaftigen, göttlichen Kern.
Das was uns hier zur Erde gezogen hat um ganz zu werden.
Wir alle – ganz gleich wie unser Leben war – werden nach dem letzten Atemzug erkennen, das unser Leib lediglich eine sensible Hülle war, die unser leuchtendes Wunder beherbergte, das endlos, unsterblich, gütig und mit allem verbunden sein wird, was jemals war, ist und sein wird.